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Die Trends der Aerospace-Messe SpeedNews in Toulouse – kurz und kompakt

Mehr als 80 Delegierte, in erster Linie Entscheider von OEMs und Tier-1, trafen sich zur 15. SpeedNews Aerospace-Lieferanten-Messe in Toulouse vom 15. bis 17. September 2014. Die Organisatorin Joanna Speed konnte Matthias Gramolla, Head of Procurement Strategy and Services bei Airbus, als Eröffnungsredner begrüßen. Wie schon bei früheren SpeedNews-Veranstaltungen, erwartete die Teilnehmer ein bewährtes Format aus

  • Produkt- und Forecast-Vorträgen der OEMs,
  • Vorträge der großen Triebwerkshersteller und namhaften Tier-1,
  • Einschätzungen von Beratungshäusern und Banken zu aktuellen Trends in der Branche
  • sowie am letzten Tag eine Podiumsdiskussion.
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Anhand der Vorträge und Diskussionen konnte ich folgende Trendthemen ausmachen: 

SpeedNews 2014 in Toulouse

A+B geben nach wie vor den Ton an

Im Volumengeschäft mit zweistrahligen Single-Aisle-Flugzeugen für mehr als 150 Passagiere spielt nach wie vor für Airbus und Boeing die Musik. Die A320-Familie bei Airbus und die 737-Familie bei Boeing sind die Umsatz- und Ertragssäulen für die beiden Big Player. Im Fokus stehen neue, effizientere Triebwerke, wie beim A320 NEO (New Engine Option) mit den LEAP-1A- bzw. PW1100G Triebwerken und bei der Boeing 737 MAX mit den LEAP-1B Triebwerken.

Für die Großraumflugzeuge der Mittel- und Langstrecke sind mit dem brandneuen A350 und dem 787 Dreamliner zwei auf Effizienz getrimmte zweistrahlige Wettbewerber am Start, die volumen- und umsatzseitig deutlich wichtiger sind, als ihre großen 4-strahligen Geschwister, die in die Jahre gekommene 747 und das größte Passagierflugzeug der Welt, der A380, mit eher überschaubaren Stückzahlen. In den Segmenten unterhalb von 150 Passagieren tummeln sich diverse Player. Prominente Vertreter sind Bombardier und Embraer. Während Bombardier mit der C-Series Familie nach meiner Einschätzung noch nicht die selbst gesteckten Ziele erreicht hat, ist Embraer mit Erfolgsmodellen wie der E195-2 im Segment von 70 bis 130 Sitzen sehr gut unterwegs.

Auf Jahre hinaus volle Auftragsbücher, gekoppelt mit einer Verschiebung der Gravitationszentren

Schaut man sich die Wachstumsraten in den wichtigen Weltregionen an, fällt auf, dass Asia-Pacific einerseits und Middle East andererseits auf dem Weg sind, die traditionellen Märkte wie Europa zu überholen. Belegen lässt sich dies an den bisherigen und prognostizierten Wachstumsraten und an der Zunahme des Flugverkehrs in diesen Regionen, die auf einem zunehmenden Wohlstand in Schlüsselländern in diesen Regionen basieren. Da passt es ins Bild, dass in der Türkei, in den Emiraten und in China neue Flughäfen im Rekordtempo eröffnet werden, während am noch immer nicht eröffneten Berliner Flughafen BER seit Jahren Stillstand herrscht.

Dennoch hat Europa nach wie vor eine Schlüsselrolle: Erhebliche Teile der Wertschöpfungskette für Player wie Airbus sind mit dem dafür notwendigen Know-how nach wie vor in Europa beheimatet. Mit der neuen Final Assembly Line in Mobile, Alabama, greift Airbus Boeing direkt auf dessen Heimatmarkt an. Das Argument, dass amerikanische Airlines bei Boeing kaufen müssen, um amerikanische Jobs zu sichern, zieht nun nicht mehr. Erwartete jährliche Wachstumsraten von ca. 7% bei einem Wertschöpfungsanteil von typischerweise 75% durch die Zulieferer garantieren zwar volle Auftragsbücher, stellen aber auch hohe Anforderungen an deren Leistungs- und Wachstumsfähigkeit. Dies führt unmittelbar zum dritten Themenschwerpunkt:

Warum Lieferantenkollaboration ein kritischer Erfolgsfaktor für das Branchenwachstum ist

Wer den Triebwerksherstellern und Aerostructures Tier-1 auf der SpeedNews zugehört hat, konnte feststellen, welch tragende Rolle diese für das absehbare Wachstum spielen werden (mit einer erwarteten Verdoppelung der Flugzeugproduktion in den kommenden 10-15 Jahren): So wird parallel zum Hochlauf zum Beispiel des A320 NEO nach wie vor der A320 CEO (Conventional Engine Option) angeboten – denn wer als Erster die Nachfrage bedienen kann, macht das Geschäft. Die Lieferfähigkeit hängt aber nicht nur an Tier-1 und Tier-2, sondern auch an den Rohmaterialien: die Versorgung der Supply Chain mit Aluminium, Titan, Stahl und Composite-Materialien wird erheblichen Einfluss darauf haben, ob die ehrgeizigen Wachstumsziele gestemmt werden können.

Denn eines ist sicher: Eine Supply Chain ist nur so stark wie das schwächste Glied in ihrer Kette.

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