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Lieferantenstammdaten bleiben in der Automobilindustrie ein Thema

Auf der Elektronikmesse „Consumer Electronics Show“  (CES) in Las Vegas zeigten in diesem Jahr die Autohersteller eine Präsenz wie noch nie zuvor. Nicht die klassischen Reize der Branche wie Design oder Leistung standen dabei im Vordergrund, sondern ins Interieur integrierte Infotainmentsysteme, die über ins Cockpit eingepasste Flachbildschirme realisiert sind: „Das Auto ist das ultimative Smartphone auf Rädern und hat deshalb auf der größten Elektronikmesse der Welt einen gebührenden Platz verdient“, sagte CES-Chef Gary Shapiro in Las Vegas.

Für die IT der Automobilhersteller, aber auch der Zulieferer bedeutet dies: Neben den klassischen Aufgaben rückt zunehmend die Interaktion mit Dienstleistern in den Vordergrund. Eine Herausforderung, die bei altbekannten Themen wie dem Lieferantenstammdaten-Management ansetzt.

Lieferantenstammdaten-Management: Herausforderung der IT im Unternehmen

Der Fokus lag lange auf den internen Prozessen, muss sich aber jetzt auf die Zusammenarbeit mit den Lieferanten verlagern. Schon seit vielen Jahren arbeiten die Unternehmen der Automobilindustrie daran, die Prozesse mit Ihren Lieferanten und Partnern zu optimieren.

Kein Wunder, sind doch die Prozesse spätestens seit der PPS-/ERP-Welle, welche die Branche zwischen 1990 und 2005 erfasst hatte, im unternehmensinternen Verhältnis weitestgehend ausoptimiert. Sie bieten mit den Möglichkeiten von „Industrie 4.0“ für Prozessautomatisierung oder „Big Data“ für bessere und schnellere Datenanalysen noch Potentiale, um diese internen Prozesse weiter zu optimieren. Keine Frage, dies muss auch in Zukunft funktionieren.

Auf der anderen Seite – und das ist viel bemerkenswerter – bewegt sich der Anteil des Einkaufsvolumens am Gesamtumsatz bei 50-80%, welches eben mit Lieferanten realisiert wird. Dieser Trend wird sich noch verstärken, weil die Wertschöpfung über AddOn-Services oder neue Betriebsmodelle wachsen wird. Bei der IT-gestützten Kollaboration mit den Lieferanten liegt nach wie vor noch einiges im Argen.

Die beiden letztgenannten Megatrends, ergänzt um das immer wichtiger werdende Thema „Internet of Things and Services“ (IoT), heben vielmehr die Relevanz der Prozesse mit Lieferanten und Servicedienstleistern auf eine ganz neue Ebene:  Ohne eine IT-gestützte und nachhaltig funktional abgesicherte Interaktion mit den Partnern der Automobilhersteller und –zulieferer lassen sich die genannten Zukunftstrends wie auch autonomes Fahren,  eMobility oder Konzepte wie CarSharing nicht realisieren.

Kurz: Die Potenziale, welche die Branche zukünftig heben will, liegen mehr denn je in der Interaktion mit den Partnern, seien es die klassischen Zulieferer oder neue potenzielle Partner, die das IoT-Zeitalter als neue Player in den Markt bringt.

Heute findet an vielen Stellen im Unternehmen parallel Lieferantenstammdaten-Management statt – ist das sinnvoll?

Bricht man die oben genannten Megatrends auf die erlebbare Realität in den Unternehmen herunter, bemerkt man schnell, dass es an der Durchgängigkeit und Qualität der Lieferantenstammdaten oft mangelt:

  • Der Einkauf pflegt die Lieferantenstammdaten in – zum Teil sogar vom ERP unabhängigen – Datenbanken, um diese als Basis für ein transparentes Supplier Relationship Management (SRM) zu haben.
  • Die Logistik benötigt für kosteneffizientes Supply Chain (SCM)- und Transport Management (TM) Transparenz über die Lieferanten, hier liegt der Fokus aber eher auf geographischen Daten wie Anliefer- oder Abholadressen sowie bei Ansprechpartnerdaten, um Eskalationen abbilden zu können.
  • Die Kreditorenbuchhaltung ist auf korrekte Informationen zu Bankverbindungen im ERP angewiesen und investiert hier entsprechenden Pflegeaufwand, um Zahlungs- oder Gutschriftsprozesse abzubilden.
  • Für das immer wichtiger werdende Risk Management werden wiederum Lieferantenstammdaten benötigt, die über die operativ genutzten Daten für Einkauf, Logistik und Kreditorenbuchhaltung hinaus klare Unternehmensstrukturen und –beteiligungen aufzeigen, die mit den bestehenden Ansätzen (wie z.B. der DUNS als Ordnungsbegriff) nur unzureichend abgebildet werden. Dies wiederum führt zu Insellösungen in den Unternehmen .
  • Für Management-Termine wird dieser ganze Datenbestand händisch zusammengefahren und oft noch in einem Tabellenkalkulationsprogramm konsolidiert.

Und die Lieferanten?  In internetbasierten Portalanwendungen werden diese aufgefordert, ihre Stammdaten – teilweise mehrmals die gleichen – pro Kunde zu hinterlegen.

Dies alles generiert in der Realität hohe und redundante Recherche und Pflegearbeit, daraus folgend entstehen Daten-Schiefstände, und dies alles reduziert das wichtigste Element von Stammdaten auf ein Mindestmaß, nämlich die Verlässlichkeit. Oder anders herum ausgedrückt: Weil keiner den Daten wirklich vertraut, muss ein hoher manueller Aufwand beim Kunden und beim Lieferanten betrieben werden, um dem eigentlich inhaltlich einfachen Thema der Lieferantenstammdaten Herr zu werden.

Der Schlüssel zur Lösung: Zentrales Lieferantenstammdaten-Management für die Automobilbranche

Schon seit einigen Jahren versucht die Branche, diese Aufgabe beherrschbar zu machen, scheitert aber an den unterschiedlichen Interessen der beteiligten Unternehmen: Wünschen sich die Kunden naturgemäß größtmögliche Transparenz über Daten, Strukturen und Zuständigkeiten bei den Lieferanten, herrscht bei diesen nach wie vor die Sorge, durch zu große Transparenz austauschbar zu werden oder in einer konkreten Vergabe- oder Verhandlungssituation die eigene Position zu verschlechtern.

Wenn man aber genauer hinschaut, geht es um Daten, die eigentlich völlig unkritisch sind: Name, Adresse und Unternehmensform sowie Standorte und Ansprechpartner. Wenn sich die Branche sich hier nicht auf Standards einigen kann, wird es mit den oben beschriebenen Zukunftsperspektiven schwer.

Es bleibt abzuwarten, wie die Branche sich entscheidet. Wenn man sich jedoch mit den Key Playern der Branche zu diesem Thema austauscht, scheint klar, dass übergreifend eine Überzeugung wächst: In dieser Fragestellung muss eine Lösung her. Und diese kann nur zentralen Charakter haben, um die oben genannten Probleme langfristig aufzulösen. Dann steht in der Zukunft den auf der CES gezeigten Visionen – zumindest was die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit anbetrifft – aus IT-Sicht nichts mehr im Wege.

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