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2. Lieferantentag Siemens – SupplyOn: Ecosystem live

Der zweite Siemens-SupplyOn-Lieferantentag war wieder gelebtes Ecosystem: Angeregte Diskussionen zur Digitalisierung der Supply Chain
Der zweite Siemens-SupplyOn-Lieferantentag war wieder gelebtes Ecosystem: Angeregte Diskussionen zur Digitalisierung der Supply Chain

Nach dem erfolgreichen Auftakt im letzten Jahr hatte Siemens seine Lieferanten erneut zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch mit SupplyOn eingeladen. Und über 60 Teilnehmer kamen am 26. Juni nach Freising, um die Digitalisierung der Supply Chain voranzutreiben.

Ecosystem lebt von Feedback

Thomas Holzner, Siemens: "Digitales Ecosystem lebt von Feedback"
Thomas Holzner, Siemens AG: „Digitales Ecosystem lebt von Feedback“

Thomas Holzner, Programmleiter Digitalisierung bei Siemens, freute sich auf den Austausch: „Ich bin sehr froh, dass wir wieder mit unseren wichtigsten Partnern, den Lieferanten, unserem Premiumpartner SupplyOn und unseren Siemens-Kollegen diesen Tag wiederholen. Wir sind alle Teil eines digitalen Ecosystems. Dieses lebt von Feedback – nur so können wir uns stetig verbessern.“

Dass die Digitalisierung der Siemens Supply Chain dabei ein durchaus komplexes Unterfangen ist, verdeutlichte er an diesen Zahlen: Der Konzern arbeitet mit 90.000 größeren Lieferanten zusammen und nutzt 42 verschiedene ERP-Systeme in seinen 9 Geschäftsbereichen, 35 Geschäftseinheiten und 220 Fabriken.

Die Digitalisierung des P2P-Prozesses bei Siemens schreitet gut voran
Projekt ESI+: Die Digitalisierung des P2P-Prozesses bei Siemens schreitet gut voran

Ungeachtet dieser Herausforderungen sieht Thomas Holzner deutliche Fortschritte bei der Digitalisierung. Denn längst sei man intern vom Push- zum Pull-Thema geworden: Das Interesse und die Beteiligungen am Programm wachsen stetig. Das liegt vor allem an den Vorteilen, die durch digitalisierte Prozesse entstehen: Da sich über SupplyOn unter anderem auch Zeichnungsdaten sowie weitere relevante Informationen austauschen lassen, entsteht automatisch ein eindeutiges Versionsmanagement – bislang eine der größten Herausforderungen in der tagtäglichen Zusammenarbeit im Projektgeschäft mit Lieferanten.

Wichtig ist ihm in jedem Falle, dass der Gesamtprozess komplett digital abgewickelt wird. Also von der digitalen Bestellanforderung über die digitale Rückbestätigung bis hin zur digitalen Rechnung. Und mit Letzterem meint er nicht PDF-Rechnungen via E-Mail, wie sie noch mancher Lieferant verschickt. Im Gegenteil: Um den Digitalisierungsgrad auch bei der Rechnung zu erhöhen denke er darüber nach, Lieferanten zukünftig bei PDF-Rechnungen eine „verursachungsgerechte Bearbeitungsgebühr“ in Rechnung zu stellen.

Industrielle Ecosysteme gewinnen an Bedeutung

Auch Markus Quicken betonte, wie wichtig es sei, dass die Digitalisierung Fahrt aufnimmt. Aus weitreichender Erfahrung auch mit anderen Kunden weiß er: Es geht oftmals viel zu langsam. Als Vorbild zitierte er die Automobilindustrie mit dem Credo „Go digital or go home“.

Gerade deshalb ist Markus Quicken dieser Lieferantentag so wichtig: Denn dies sei die ideale Gelegenheit darüber zu diskutieren, wie Mehrwert entsteht sowie Feedback darüber einzuholen, wie sich die Nutzung noch weiter optimieren lässt.

Industrielle Ecosysteme sind wichtig, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben
Industrielle Ecosysteme sind wichtig, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben

Er betonte: Industrielle Ecosysteme wie SupplyOn gewinnen mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft immer mehr an Bedeutung. Individuelle Portale stellten – gerade auch mit Blick auf die Akzeptanz bei den Lieferanten – hingegen keine Lösung dar.

 

Markus Quicken, SupplyOn: P2P ist mehr als ein schlanker Prozess. "Letztlich geht es um Versorgungssicherheit"
Markus Quicken, SupplyOn AG: P2P ist mehr als ein schlanker Prozess. „Letztlich geht es um Versorgungssicherheit“

Grundsätzlich ist Purchase-to-Pay (P2P) die Basis, auf dem andere Prozesse aufsetzen und Mehrwert liefern, wie etwa die Serialisierungs-Initiative im Rail-Bereich. „Letztendlich geht es in erster Linie um höchste Versorgungssicherheit bei ebenso hoher Teilequalität und niedrigen Beständen“, so Markus Quicken. Dass der Prozess auf diese Weise auch noch compliant, weil dokumentiert und nachvollziehbar wird, ist ein weiteres Plus.

Am Beispiel eines Kunden zeigt er auf, welch erhebliche Effizienzgewinne sich mit integrierten Lösungen erreichen lassen. So stieg die Quote der automatischen Rechnungsbuchungen (one click, no touch) im zitierten Fall von vormals 50-60 % durch die Nutzung von SupplyOn auf fast 100 %.

Zugleich mahnte Markus Quicken, dass Unternehmen bei der Umstellung auf digital viele Hausaufgaben erledigen müssen, die vorher etwas vernachlässigt wurden. Wichtig ist jedoch, diesen Prozess schrittweise anzugehen und jenseits von Delivery und Invoice auch Themen, wie beispielsweise Dokumentenmanagement, Reklamationsmanagement oder APQP, anzugehen.

Digitalisierung birgt weitergehende Optimierungspotenziale

Welch enormes weiteres Optimierungspotenzial in der Digitalisierung steckt, veranschaulichte Markus Quicken an zwei Beispielen: Zum einen führt die Anbindung an das Manufacturing Execution System (MES) des Lieferanten zu hoher Transparenz – und damit zu einer Win-Win-Situation für beide Seiten, Kunde wie Lieferant. Der Kunde hat so den Produktionsfortschritt für seine Lieferanforderungen im Blick und kann gegebenenfalls bei drohenden Engpässen frühzeitig reagieren. Der Lieferant wiederum erhält auf diese Weise erfahrungsgemäß ebenfalls neue, bis dato nicht verfügbare Informationen. Etwa, dass bestimmte Produktionsmaterialien schon für ein halbes Jahr auf Lager sind, weil diese nicht mehr oder weniger bestellt werden.

Als anderes Beispiel führte Markus Quicken die Verbesserungsmöglichkeiten durch Machine Learning an: So gelang es die Genauigkeit von Liefervorhersagen von +/- zehn Tagen auf +/- drei Tage zu verbessern.

Die verschiedenen Facetten der Digitalisierung

Martin Berbalk, Siemens: Elektronische Qualitäts-Akte erspart E-Mail-Ping-Pong
Martin Berbalk, Siemens AG: Elektronische Qualitäts-Akte erspart E-Mail-Ping-Pong

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die verschiedenen Digitalisierungsthemen erörtert. So stellte beispielsweise Martin Berbalk, VP Supplier Quality Management bei Siemens, den Qualitätsmanagementprozess über SupplyOn vor. Diese „elektronische Qualitäts-Akte“ enthält alle relevanten Informationen. Das bisher gängige E-Mail-Ping-Pong wird somit ad acta gelegt. Denn alle Prozesse laufen hier automatisiert gemäß Template über SupplyOn ab.

Wolfgang Böhme, Siemens: Nachvollziehbarkeit und Dokumentation sind ein großes Plus
Wolfgang Böhme, Siemens AG: Nachvollziehbarkeit und Dokumentation sind ein großes Plus

Wolfgang Böhme, als Corporate Process Owner bei Siemens für den SCM-Bereich zuständig, sieht einen großen Nutzen in der Nachvollziehbarkeit: Wer hat was, wann und mit welcher Spezifikation bestellt beziehungsweise geliefert – das ist alles im System dokumentiert.

Aus Lieferantensicht erläuterte zudem André Truszkowski-Jonas, verantwortlich für Business Excellence bei Siemens Mobility, die weiterführenden Vorteile einer durchgängigen Digitalisierung: „Die Rückverfolgbarkeit von Komponenten wird immer wichtiger – und zwar nicht nur für sicherheitskritische Bauteile, sondern mehr und mehr auch bei kostenintensiven und mobilitätskritischen Komponenten. Das ist auch der zentrale Grundgedanke der Rail Cloud. Ohne einen durchgehend digitalen Beschaffungsprozess ist das nicht möglich. Hier profitieren wir enorm davon, dass wir unsere Prozesse schon seit langem digitalisiert über SupplyOn abwickeln.“

André Truszkowski-Jonas, Siemens Mobility: "Rückverfolgbarkeit von Komponenten wird immer wichtiger"
André Truszkowski-Jonas, Siemens Mobility: „Rückverfolgbarkeit von Komponenten wird immer wichtiger“

Digitalisierung: Von der strategischen zur operativen Ebene

Frisch gestärkt durch ein reichhaltiges Fingerfood-Büffet konnten die Teilnehmern einzelne Themen mit SupplyOn- und Siemens-Experten in so genannten Topic Corners besprechen.

Andreas Kolb, Siemens AG: "Wir haben nichts Geringeres vor, als den gesamten P2P-Prozess zu digitalisieren"
Andreas Kolb, Siemens AG: „Wir wollen den gesamten P2P-Prozess digitalisieren“

Bevor konkrete Problemstellungen in Round Tables tiefer diskutiert wurden, stellte Andreas Kolb, Projektleiter für die elektronische Lieferantenintegration (ESI+), das Gesamtvorhaben noch etwas weiter im Detail vor. So habe Siemens nichts Geringeres vor, „als den gesamten P2P-Prozess end-to-end konzernweit zu digitalisieren“, so Andreas Kolb.

 

Angeregte Diskussionen während der Round Tables zwischen Siemens, Lieferanten und SupplyOn
Angeregte Diskussionen während der Round Tables zwischen Siemens, Lieferanten und SupplyOn

In drei Round Tables gab es anschließend die Gelegenheit, die Themen Rechnungsabwicklung, Dokumentenmanagement und Qualitätsmanagement näher zu beleuchten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr waren die Diskussionen dieses Jahr deutlich operativer.

Thorsten Fülling, Director Business Development & Consulting bei SupplyOn, fasste entsprechend erfreut zusammen: „Wir haben bei Dokumentenmanagement gelernt, dass darin ein noch größerer Mehrwert steckt als erwartet. Und bei Invoicing, dass es noch sehr viel mehr zu entdecken und in der Praxis anzuwenden gibt.“

Thorsten Fülling, SupplyOn AG: "Spannende Diskussionen offenbarten noch größeren Mehrwert als erhofft"
Thorsten Fülling, SupplyOn AG: „Spannende Diskussionen offenbarten noch größere Mehrwerte als erhofft“

Angesichts der sehr guten inhaltlichen Tiefe der Gespräche gibt es bei der nächsten Veranstaltung dann vielleicht sogar einen expliziten Schwerpunkt auf den Themen Dokumenten- und Qualitätsmanagement.

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