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Wie lassen sich Lieferketten mittel- und langfristig resilient machen? – Mit praxisnahen Beispielen

Die mittel- und langfristige Resilienz von Lieferketten basiert im Wesentlichen auf vier Säulen: Transparenz, Analytics, Risikobewertung und Risikominimierung
Die mittel- und langfristige Resilienz von Lieferketten basiert im Wesentlichen auf vier Säulen: Transparenz, Analytics, Risikobewertung und Risikominimierung

In den letzten zwei Beiträgen meiner Blogartikel-Serie ging es darum, erste Schritte im Kampf gegen die Folgen einer akuten Krise einzuleiten. Hervorgehoben wurde bislang die Wichtigkeit der Verzahnung von Supply Chain Management und Risiko-Management, ebenso wie die Einleitung von Ad-Hoc-Maßnahmen im Kampf gegen die Auswirkungen von Covid-19. Der nächste Schritt ist nun, mittel- und langfristige Maßnahmen zu ergreifen, um Lieferketten dauerhaft resilient zu machen.

Im Rahmen dieses Blog-Beitrags werden hierzu folgende Fragen beantwortet:

  • Die ersten Maßnahmen sind eingeleitet – wie geht es weiter?
  • Was tun unsere Kunden, um Risiken auf lange Sicht zu vermeiden?
  • Wie kann eine digitale Plattform dabei helfen?

Die ersten Maßnahmen sind eingeleitet – wie geht es weiter?

Mithilfe von schnell eingeleiteten Ad-Hoc-Maßnahmen konnte eine kompletten Lieferunfähigkeit abgewendet werden. Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Lieferkette mittel- und langfristig zu stabilisieren, um in den kommenden Monaten schnell auf unerwartete Geschehnisse reagieren zu können (Stichwort: zweite Welle, vereinzelte Shutdowns, etc.).

Hierbei ist es vor allem notwendig, die eigenen Bedarfe abzusichern. Anders als es vor der Krise üblich war, sollten von nun an möglichst alle Bestellungen und Lieferpläne auf Teileebene vom Lieferanten bestätigt werden. Nur so lässt sich erkennen, ob Lieferungen zum geplanten Zeitpunkt eingehen, um gegebenenfalls Alternativmaßnahmen einzuleiten. Für Abrufe im mittelfristigen Bereich (drei bis zwölf Monate), in denen der Lieferplan standardmäßig ungenauer wird, ist der Einsatz eines Kapazitätsmanagement-Tools von Vorteil. In einem strukturierten Prozess lassen sich Kapazitätsmengen und Liefermöglichkeiten des Lieferanten auf Basis der eigenen Bedarfe abfragen. Anschließend kann im Analytics-Tool verfolgt werden, ob und falls ja, wann man auf einen Engpass stoßen wird (im Vorschauzeitraum bis zu zwölf Monaten).

Hierbei spielt der Lieferavis eine sehr wichtige Rolle. Ohne ASN (Advance Shipping Notification) oder FPA (Forwarder Pickup Advice) ist man in Zeiten der Unsicherheit nahezu blind. So ist es bis zum Schluss unklar, ob die Ware ankommen wird oder nicht. Eben deshalb gewinnt der Lieferavis als Kontrollpunkt wieder an Bedeutung, um Wareneingangsprozesse (speziell im Kurzfristzeitraum) zu verbessern. Besonders wenn es sich um längere Transportwege handelt, (v.a. Seefracht oder Kontinentalverkehr über nationale Grenzen hinweg) ist es in Krisenzeiten erforderlich, den Transportstatus zu verfolgen – und zwar mit einer Track-and-Trace-Lösung, mit der sich die Ware auf Materialnummern-Ebene verfolgen lässt.

Was tun unsere Kunden, um Risiken auf lange Sicht zu vermeiden?

Um Resilienz in ihrer Lieferkette aufzubauen, stützen sich unsere Kunden auf vier Säulen:

1. Durchgängige Supply Chain Visibilty

Die Erzeugung einer durchgängigen „Supply Chain Visibility“ bildet aus unserer Sicht die wichtigste Grundlage. Gemeint ist hier die Überwachung verschiedener Kontrollpunkte entlang des Beschaffungsprozesses. Von der langfristigen Planung über den kurz- bis mittelfristigen Lieferabruf bis hin zur Produktion und dem physischen Transport – all diese Informationen müssen zusammengetragen und auswertbar gemacht werden. Diese Daten können darüber hinaus mit externen Daten aus der Cloud oder mit Daten über den Produktionsfortschritt beim Lieferanten angereichert werden. Auf diese Weise lässt sich maximale Transparenz über den gesamten Beschaffungsprozess erzielen.

2. Advanced Analytics & Künstliche Intelligenz (KI)

Eng hiermit verbunden ist die Anwendung von Advanced Analytics und Künstlicher Intelligenz (KI). Viele unserer Kunden haben diese Technologien bereits erfolgreich im Einsatz. Vor allem bei Bestands- und Lieferprognosen sind Predicitve Analytics nützlich. Engpässe können so beispielsweise frühzeitig erkannt und Prognosen über bestimmte Eintrittswahrscheinlichkeiten generiert werden. Unsere Kunden aus der Aerospace-Industrie nehmen hier eine Vorreiterrolle ein. Ein konkretes Beispiel: Man benötigt für die Herstellung eines Triebwerks ungefähr sechs Monate. Wenn bei der Produktion oder der Lieferung etwas schiefläuft, fehlt das Triebwerk und ein halbfertiges Flugzeug belegt für eine ungewisse Zeit den Hangar. Dies verursacht erhebliche Kosten und lässt sich durch den Einsatz von Advanced Analytics vermeiden.

3. Kontinuierliche Risikobewertung

Ein weiterer wichtiger Baustein ist eine kontinuierliche Risikobewertung. Hierbei geht es darum, sich zu überlegen:

  • Welche Prozessrisiken gibt es?
  • Besteht ein erhöhtes Vorkommen von Naturkatastrophen im Gebiet der Standorte meiner Lieferanten?
  • Aber auch die Frage: Kann ich mein Lieferketten-Netzwerk schnell überblicken, um festzustellen, welche Werke, Lieferanten und vor allem auch welche konkreten Teile betroffen sind?

An dieser Stelle wird nochmals deutlich, dass Supply Chain Management und Supply Chain Risk Management eng miteinander verzahnt sein müssen.

4. Risikominimierung auf Lieferantenseite

Eng verbunden mit der kontinuierlichen Risikobewertung ist die Risikominimierung auf Lieferantenseite. Gemeint ist vor allem die Berücksichtigung von Risiken im Einkaufsprozess und bei der Auftragsvergabe (Sourcing Decision, Technical Review, APQP). Konkret bedeutet das, dass Risikodaten in den Ausschreibe-Prozess integriert werden und in die Sourcing-Entscheidung einfließen. Auch im laufenden Lieferantenmanagement sollen Risiken minimiert werden. Es existieren zahlreiche Anbieter, die Daten aus dem Netz vorklassifizieren und Insolvenzen prognostizieren. Diese gilt es mit den eigenen Qualitätskennzahlen zusammen zu bringen, um sich ein möglichst klares Bild machen zu können. Wichtig ist hierbei wieder der Bezug zur Materialnummernebene, um zu beurteilen, welche Teile betroffen sein können.

Wie kann eine digitale Plattform helfen?

Bei all den vorgestellten Maßnahmen zur Schaffung resilienter Lieferketten ist eine zentrale digitale Plattform nicht nur hilfreich, sondern zwingend.

  • Nur eine gemeinsam genutzte Plattform ermöglicht einen gemeinsamen Blick auf alle relevanten Daten und die kollaborative Bearbeitung der Aufgaben und Prozesse.
  • Alle lieferanten-bezogenen Prozesse und Aktivitäten werden in einem zentralen Lieferantenportal durchgeführt.
  • Hinzu kommt, dass der Lieferant vom Netzwerk-Effekt profitiert, da er seine Daten nur an einem Ort pflegen und aktuell halten muss, statt sie in vielen verschiedenen Kundensystemen zu pflegen.

Die Gesamtheit der genannten Maßnahmen ermöglicht es unseren Kunden, ihre Lieferkette auf lange Sicht zu stabilisieren. Mit dem nächsten Beitrag soll die Blogartikel-Serie durch die Beantwortung der folgenden letzten Frage abgerundet werden:

Was können Unternehmen aus der Corona-Krise lernen, um gestärkt daraus hervorzugehen?

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